Ich weiß nicht, ob es irgendwas mit der Stellung des Mondes zu tun hat, aber nach 2 Uhr morgens werde ich immer so melancholisch. Ich beginne zu grübeln und zu zweifeln, über Dinge, über die ich sonst nur nachdenken würde. Und anstatt mich meiner doch ganz klugen Gedanken zu erfreuen, werde ich traurig. Dann ist es Zeit ins Bett zu gehen, das geht allerdings manchmal nicht so einfach - z.B. wenn das Bett am anderen Ende der Stadt steht, und man selbst gerade auf dem Flughafen Tempelhof ist und sich die (hm...) "Band" Moderat anhört.
Moderat also hat mich dazu gebracht, darüber nachzusinnen, was Musik eigentlich ist, und was Musik im 21. Jahrhundert sein kann und wieso. Ich erinnere mich, dass ich mich in der Anfangszeit der elektronischen Musik gefragt habe, wo eigentlich die Grenze zwischen Musik und Geräuschen liegt. Gestern ist mir nun aufgegangen, jedes nichtsprachliche Geräusch, dass etwas kommunizieren will, ist irgendwie Musik. Und gerade elektronische, computer-vermittelte Musik ist die logischste Entwicklung seit der Erfindung des Computers. Trotzdem ich selbst ein großer Freund der computer-vermittelten (textuellen) Kommunikation bin, fühlte ich mich fremd in den Welten von Moderat. Ihre Musik und die angekitschten Videoinstallationen (Männerhand, Kinderhand, Wassertropfen, Mensch in Bettdecke gefangen, versucht sich herauszukämpfen, kann aber nicht) sprachen zu mir über den Kampf des Menschen mit und in der Natur, vielleicht über eine Distanz des urbanen Menschen zur irdischen Wirklichkeit des Waldes. Gerade diese Distanz wird in elektronischer Musik überdeutlich: In der künstlichen Produktion natürlicher Geräusche, des Rauschen der Bäume, menschlichen Atmens, Herzschlägen. Dem elektronischen Musiker scheint die Natur etwas Fremdes, das nur in dreifach mediatisierter Form irgendwie fassbar wird, in der am weitesten möglichen Entfernung. Ein scheinbares Paradoxon, etwa wie Back to the Roots im Second-Life.
Moderat haben mir diesen Widerspruch deutlich und auch verständlich gemacht, sie haben mein Ohr für elektronische Musik geöffnet, die mir trotz allem immer noch ein Medium zu hoch ist und einen Gedanken zu fremd, um sie wirklich (er)leben zu können.
Es stimmt, was die Leute sagen - das Leben ist ungerecht, vor allem zu Dir. Und ich kann Dir nur einen Trost bieten: Was Du in all dem Leid und der Einsamkeit zustande bringst, wird Deine Verzweiflung und unsere Grausamkeit bei weitem überdauern.[...]So gesehen, werden wir auf lange Sicht alle gewinnen. Und deshalb entschuldige ich mich im Namen aller, denen Du jemals begegnen wirst, im voraus für allen Kummer, den wir Dir bereiten werde. Dir stehen harte Zeiten bevor, Kleiner. Du bist gewarnt.
Samstag, 8. August 2009
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