Passend zum endgültigen Wintereinbruch will ich hier meine gerade entdeckte Platte der Saison vorstellen: Noah and the Whale - First Days of Spring, die so wunderbar in die kalte Jahreszeit, zu Heizungsluft, Strickpullovern, Zuhausebleiben und Kaffee Mocha passt. Nur zwei Dinge scheinen nicht zu passen: Erstens, was hat Noah mit dem Wal zu tun? Und zweitens, was hat Frühlingsanfang mit Winterstimmung zu tun?Wie Noah zum Wal kommt, ist mir schleierhaft, und auch der zweiten Frage Lösung wird erst durch einen Blick zwischen die Melodien (auf die Worte) enthüllt. Ganz zweifellos haben wir es hier mit einem Album voll Trauer zu tun. Jedes Lied handelt von Verlust, Einsamkeit, Melancholie und auch Nostalgie, aber auch vom Frühling, von vom Eise befreiten Strömen und Bächen, blauen Himmeln und sternenklaren Nächten. Über all der Trauer über das Verlorene steht jedoch eine unartikulierte aber dennoch gewisse Hoffnung und das Wissen, dass das Ende nicht naht, dass wir überleben und vergessen werden. Selbst wenn es Zeit braucht und selbst, wenn uns mißlungene Neuanfänge, wie in Stranger besungen, bezeugen, dass man nach einem Scheitern nicht einfach weitermachen kann, als sei nichts gewesen. Denn es ist nun einmal etwas gewesen. Etwas Großes vielleicht, aber auf jeden Fall etwas Gewesenes. Etwas, das als Vergangenheit in die Gegenwart mitgenommen wird und uns einen Blick auf die Zukunft werfen lässt.
Denn das Leben verläuft in Zirkeln, die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Frühling, Sommer, Herbst, Winter. Liebe kommt, Liebe geht. Und auch, wenn sich alles wiederholt, ist doch alles auch irgendwie anders. Ebenso bei Noah and the Whale, deren Lieder eben alle vom gleichen Thema handeln, aber doch ganz unterschiedlich anzuhören sind.
Mit First Days of Spring versetzen Noah and the Whale die Hörer also in eine Winterdepression, deren Ende sie selbst schon voraussagen. Denn der nächste Osterspaziergang kommt bestimmt und mit ihm all das Altbekannt-Neue, das ein frisches Jahr und ein Neubeginn zu bieten haben.
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