Es stimmt, was die Leute sagen - das Leben ist ungerecht, vor allem zu Dir. Und ich kann Dir nur einen Trost bieten: Was Du in all dem Leid und der Einsamkeit zustande bringst, wird Deine Verzweiflung und unsere Grausamkeit bei weitem überdauern.[...]So gesehen, werden wir auf lange Sicht alle gewinnen. Und deshalb entschuldige ich mich im Namen aller, denen Du jemals begegnen wirst, im voraus für allen Kummer, den wir Dir bereiten werde. Dir stehen harte Zeiten bevor, Kleiner. Du bist gewarnt.

Montag, 1. Dezember 2008

Ein Buch

Vor einigen Jahren bin ich anlässlich eines Norwegischkurses mit dem Schriftsteller Erlend Loe in Kontakt gekommen. Natürlich nicht persönlich, also sagen wir, ich bin mit seinem Werk in Kontakt gekommen, namentlich mit dem kurzen Roman Naiv.Super. Seitdem trage ich ihn irgendwie in meinem Kopf mit mir herum.
Der Plot dreht sich um einen 25jährigen Mann, der in eine Sackgasse seines Lebens geraten ist und sich nun selbst befreien muss und sich selbst ordnen muss.
An soviel kann ich mich zumindest erinnern, und außerdem noch daran, dass ein roter Ball, ein Fahrrad und ein Hämmerchenspiel weitere Hauptrollen einnehmen.

Lange hab ich gedacht, dass Naiv.Super. nicht ins Deutsche übersetzt worden ist, aber doch. Es ist, aber der deutsche Titel "Die Tage müssen anders werden, die Nächte auch" zeigt mir schon, dass ich den Übersetzer am liebsten an die Wand stellen möchte, noch bevor ich überhaupt eine Zeile gelesen habe.
Ein Vergleich der Buchcovers ist noch einen Zacken erschreckender. Wer sich das ausgedacht hat, hat wohl a) das Buch nicht gelesen und b) den Kurs "Wie gestalte ich Buchdeckel, so dass er Käufer abschreckt, das Buch in die Hand zu nehmen?" cum laude bestanden!?


Eine kleine Leseprobe in eigener Übersetzung:

"Das ist genau das, was ich brauche.
Ein bisschen Zeit, um zur Ruhe zu kommen.
Mein Leben ist in letzter Zeit merkwürdig geworden. Es gelangte an einen Punkt, an dem ich das Interesse für das ganze verloren hatte.
Mein 25. Geburtstag. Das ist ein paar Wochen her.
Mein Bruder und ich aßen Mittag bei unseren Eltern. Gutes Essen. Und Kuchen. Wir plauderten über dies und das. Plötzlich überraschte ich mich selbst, indem ich meinen Eltern vorwarf, dass sie mich nie dazu gezwungen haben auf einem hohen Niveau Sport zu treiben.
Das war vollkommen absurd.
Ich sagte idiotische Sachen. Dass ich heute ein Profi hätte sein können. Und eine Formkurve gehabt hätte. Und Geld. Dass ich ständig auf der Reise sein könnte.
Ich machte den Fehler zu sagen, dass es ihre Schuld war, dass ich es nicht zu etwas gebracht hatte und dass mein Leben unengagiert und langweilig ist.
Ich habe mich danach entschuldigt."

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