Es stimmt, was die Leute sagen - das Leben ist ungerecht, vor allem zu Dir. Und ich kann Dir nur einen Trost bieten: Was Du in all dem Leid und der Einsamkeit zustande bringst, wird Deine Verzweiflung und unsere Grausamkeit bei weitem überdauern.[...]So gesehen, werden wir auf lange Sicht alle gewinnen. Und deshalb entschuldige ich mich im Namen aller, denen Du jemals begegnen wirst, im voraus für allen Kummer, den wir Dir bereiten werde. Dir stehen harte Zeiten bevor, Kleiner. Du bist gewarnt.

Dienstag, 15. April 2008

The Moog - Baby Rock'n'Roll oder ironischer Indie-Pop

Nach einem super Bananeneis mit Schokostreuseln und einem mäßigen Colloquium, nach einem kräftigen Hagelschauer und einem lahmen aber warmen Chicken Curry hab ich mir klitschnass das Konzert von The Moog aus Ungarn angeschaut. Diese sind nicht zu verwechseln mit The Moogs aus UK, die auch ganz hübsche Musik machen, wie ich gerade höre.
The Moog_ also im Magnet. 5 junge Männer im typischem Indie-Look: der eine Gitarrist erschien eine Kopie von Franz Ferdinand zu sein (der Band, nicht dem österreichischen Thronfolger), der Bassist hat die Rolle dessen eingenommen, der komische Haare hat (warum hat seit Queen eigentlich immer ein Typ in der Band eine seltsame Frisur?), der Schlagzeuger kam mit nacktem Oberkörper und langem blonden Kopfhaar auf die Bühne, der Sänger erinnerte in Aussehen, Kleidung und Körpersprache an einen Brandon Flowers von The Killers (allerdings ohne Bart und mit weitaus weniger glamourösem Keyboard), und der zweite Gitarrist war einfach nur süß.
Soweit ich das beurteilen konnte, war das Publikum ganz angetan und schon nach wenigen Minuten bewegten sich die Leiber der kleinen Mädchen in den ersten Reihen, Kameras und Fotohandies wurden gezückt.
Auch mein Fuß wippte im Takt, an der Musik war nichts auszusetzen, aber auch nichts besonderes. Dazu die eingeübten Rock'n'Roll-Posen der Band: 1. auf die Bühne spucken, 2. erhobener Mittelfinger, 3. diese Teufelshörnchen (erhobener Zeige- und kleiner Finger), 4. Schluck aus der Vodkapulle und 5. totales Chaos und Anarchie beim letzten Song. Dazwischen immer wieder spielerische Einlagen des Sängers, die so gar nicht Rock'n'Roll waren. Oder bittet man als cooler Indie-Act sein Publikum auf zu tanzen, damit man sich besser fühlt? Muss man die Zuhörer darum bitten, doch noch mal lauter zu applaudieren? Und auch, wenn es mir als Zuschauer durchaus Spaß gemacht hat, zuzusehen, springt man als Rocker wie ein junges Rehlein im Rhythmus der Musik und macht dabei das eigene Werk lächerlich? Da fehlte mir dann einfach die professionelle Vollendung der Rockerattitüde, was den Auftritt zeitweilig eher schulbandhaft wirken ließ. Coolness war nicht vorhanden, Distanz zum Publikum nicht mal physisch gegeben. An Arroganz ließen the Moog es fast gänzlich mangeln, und anstatt die Einzigartigkeit ihrer Lieder auch nur ansatzweise vorzutäuschen, zogen sie sogar direkte Vergleiche à la "this song sounds a bit like...".
Ja, genau, Jungs, ihr ward auch a bit like the Killers (who are also just a bit like someone else) und a bit like Muse und a bit like everyone else. Wieder nur eine Band, die versucht auf den letzten Indiezug aufzuspringen? Kids, die Rock'n'Roll spielen, wie wir damals mit dem Tennisschläger vor dem Spiegel? Im Sinne der Künstler hoffe ich, dass hier intelligente Indierocker am Werk waren, die endlich die verkrampfte Ernsthaftigkeit und Egozentrik der Szene untergraben, und sich selbst als ironisches Zitat des Indiehypes verkaufen. Wie gesagt, ich hoffe es, aber es sieht doch mehr aus, als sei Mainstream auch in Ungarn eine mächtige Kraft.

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